Ist Coaching und Beratung das Gleiche?
Vielen ist Coaching als eine Unterdisziplin der Beratung bekannt. Doch wie sehen das die ausgebildete Coaches, Mental-Coaches und dipl. Coaches?
Vorweg möchte ich gerne die Definition von Beratung oder neudeutsch Consulting, klären.
In Wikipedia ist die Definition von Beratung wie folgt:
Unter einer Beratung – oder auch Konsultation (aus lateinisch consultatio; zugehöriges Verb konsultieren)[1] – wird im Allgemeinen eine Form des Gesprächs bzw. der Kommunikation verstanden, also ein Beratungsgespräch[2] (englisch consultation).[3] Je nach Beratungsformat und Themenbereich sind Beratungsgespräche unterschiedlich aufgebaut und strukturiert.[4] Üblicherweise findet Beratung mündlich statt, auch telefonisch oder über Videochats, seltener auch schriftlich etwa mit Hilfe von E-Mail, Chats oder Briefen. Ziel von Beratung kann es sein, Informationen weiterzugeben, den Adressaten zu einer bestimmten Handlung oder einem Unterlassen zu bewegen oder ihn bei der Bearbeitung von Problemen, der Klärung von Themen oder dem Treffen von Entscheidungen zu unterstützen.
Personen, welche diese Handlung betreiben, werden Berater sowie Konsultant[5] oder auch (englisch ausgesprochen) Consultant (aus dem englischen consultant entlehnt)[6] genannt. In Österreich und in der Schweiz wird auch die Bezeichnung Konsulent verwendet.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Beratung)
Auch wenn diese Definition nicht sehr spezifisch ist, so vermitteltet sie bereits einen wesentlichen Teil in Bezug auf die Beratung.
Was ist eine Beratung?
Der Grundkontext der Beratung beruht auf dem Rat oder Ratschlag. Also das Weitergeben von Informationen. Das setzt voraus, dass der Berater oder Consultant, in dem Themengebiet der stattfindenden Beratung, der Berater über mehr Wissen und / oder Erfahrung verfügt, als der Klient*in, also der Ratsuchende.
Das Coaching oder Mental-Coaching bedient sich eines anderen Ansatzes. Im Fokus des Coachings steht der Prozessgedanke. Das heisst, dass der Coach den Coachee durch einen oder verschiedene Prozesse führt oder leitet. Das können zum Beispiel Prozesse zur Selbstreflexion, zur Aufdeckung bereits vorhandener Ressourcen oder auch Prozesse zur Selbsterkenntnis sein.
Dabei ist es aus Sicht des Coaches wichtig, das Weltbild des Coachees zu verstehen und nicht das eigene Weltbild in die Session miteinfliessen zu lassen. Das individuelle Erleben des Klienten*innen (Coachees) steht im Fokus.
Durch systematische oder geeignete Fragestellungen oder durch interaktive Formate, wird dem Klienten*in ermöglicht selbst eine Lösung für seine Problemstellung zu finden, respektive zu erkennen, wie er die eigenen Ressourcen so einsetzt, dass er selbst zu einer Lösung seiner Thematiken kommt.
Der Coach hat somit die Hoheit über den Rahmen und den Prozess der Session, jedoch nicht über den Inhalt. Der Inhalt ist und bleibt in den meisten Fällen beim Klienten*in. Das stellt den wahrscheinlich grössten Unterschied zwischen Coaching und Beratung dar.
Eine fachliche Expertise des Coaches in einem bestimmten Bereich oder Nische ist somit für das reine Coaching nicht zwingend notwendig.
Lässt sich die Beratung und das Coaching vereinen?
Die häufigste Form, welche aktuell anzutreffen ist, ist eine Kombination aus Coaching und Beratung.
Das heisst, der Coach hat eine Expertise in einem bestimmten Bereich oder Nische und berät den Klienten*in im Kontext der eigenen Expertise und “coacht” den Klienten*in in dem Bereich der Expertise und / oder auch zusätzlichen Bereichen.
Das ist nicht immer ganz unproblematisch. Denn durch den Rat des Coaches fliesst immer auch ein Teil seines Weltbildes in die Beratung mit ein. Sofern dieser Teil des Weltbildes mit dem Weltbild des Klienten kongruent ist, wird der Rat des Coaches auch auf fruchtbaren Boden fallen.
Sind die Anschauungen jedoch nicht kongruent, kann der Rat oder die Informationen fehlerhaft oder auch lückenhaft sein und somit vom Klienten*in nicht adäquat integriert werden.
Das soll und muss nicht heissen, dass es keine Beratung im Coaching und kein Coaching in einer Beratung geben darf. Eine klare Deklaration der jeweiligen Rolle, die der Coach im jeweiligen Kontext einnimmt, sollte jedoch gegeben sein. Dadurch kann der Klient*in für sich selbst entscheiden, ob er den Rat nun annehmen möchte oder eben nicht.
Wenn diese Rolle nicht konsequent und bewusst eingenommen und kommuniziert werden, kann unter Umständen eine Art “Guruhafte Wahrnehmung” des Coaches und / oder Beraters entstehen.
Fazit:
Coaching sollte weniger als eine Unterdisziplin der Beratung verstanden werden, sondern vielmehr als eine eigene Disziplin, die parallel und ergänzend zur Beratung zur Anwendung kommen kann und soll.
Wer sich jetzt Unterstützung für die persönliche Entwicklung sucht, sollte sich vorher die Frage stellen, wie die Unterstützung aussehen sollte. Möchte man einen Berater, der bereits dort ist, wo man selbst hin möchte oder sollte es doch ein Coach sein, der einem helfen kann, die Antworten auf die eigenen Fragestellungen selbst zu finden, ohne seine eigenen Meinungen und Vorstellungen auf den Klienten zu projizieren?
Auf Dein noch unentdecktes Potenzial
Alex Michler